500 Jahre Reformation

Im Jubiläumsjahr der evangelischen Kirche "500 Jahre Reformation" wurden in meinen beiden Schulen ökumenisch vorbereitete Projekttage durchgeführt. Die einzelnen Stationen (siehe unten) wurden gemeinsam mit meinen evangelischen Kolleginnen Jutta Los und Trixi Schlaffer erstellt.

Bei diesem Projekttag konnten die Kinder aller Schulstufen, die am katholischen, evangelischen oder orthodoxen Religionsunterricht teilnehmen, mitmachen und dabei in einer Stunde eine Zeitreise zurück in das 16. Jahrhundert machen.

Mittelalterliche Musik, Speisen und Kleidung stimmten die Kinder in jene vergangene Zeit ein. Die Kinder empfanden das Leben des Augustinermönchs Martin Luther in seiner Klosterzelle nach und durften ihren Protest gegen moderne Ungerechtigkeiten und Missstände mit Hammer und Nagel an eine Türe nageln! Alles, was sie schon immer über Martin Luther wissen wollten, durften sie ihn beim Interview mit Luther persönlich fragen! Verschiedene Bastel-, Lese- und Spielstationen rundeten das Angebot ab.

 

Bezug zum LP:

Religion in Gesellschaft und Kultur

K 8: Religiöse Motive aus GEschichte und Gegenwart in Medien, Kunst und Kultur entdecken, deuten und gestalten.

Kirche Jesu Christi unterwegs

4. Klasse: Die verschiedenen Konfessionen und die Ökumene

Religiöse und weltanschauliche Vielfalt

K 10: Vielfalt in Europa als Bereicherung und Herausforderung entdecken.

2. Klasse: Christliches Leben in seiner konfessionellen Vielfalt


Vorbereitung

Im Schulhaus lassen schon deutliche Vorzeichen auf den kommenden Projekttag die Vorfreude und Spannung steigen. In den Klassen entstehen verschiedene interessante Plakate und Bilder in den Vorbereitungsstunden.

In allen Klassen wurde im Religionsunterricht das Kamishibai-Theater "Die Geschichte von Martin Luther" von Sabine Brandt (Don Bosco) gezeigt und besprochen.

Die 1. Klassen hörten darüber hinaus die Geschichte "Komm herein" von Sigrid Zmölnig-Stingl (Regenbogen Nr 31 (2015/16) www.kinder-regenbogen.at) und fanden so einen Zugang zu Martin Luthers Lied "Eine feste Burg ist mein Gott" und zum Bild der Burg aus den Psalmen. Bei Gott ist jeder willkommen, wird  jeder beschützt und wieder heil, sogar der Sünder findet einen Platz in der Burg. Da die Kinder auch zeitgleich das Vater unser lernten und das Lied "Wenn ich Vater sage" von Gaby Janyska gern sangen, dichteten wir eine neue Strophe mit passenden Bewegungen: "Wenn ich Vater sage, denk´ ich an eine Burg, wo ich stets willkommen bin, genauso wie ich bin."

Die 2. Klassen malten und bastelten Martin Luther in seinen verschiedenen Lebensphasen und machten ein lustiges und lehrreiches Plakat über das Leben des Reformators. Inspiration für die Gestaltung war der Kurzfilm "Martin Luther im Schnelldurchlauf" vom mdr.

Die 4. Klassen gestalteten das Luther-Porträt von Lukas Cranach im Stil Andy Warhols um. Ein Brückenschlag über fast 500 Jahre Kunstgeschichte!

(Bild 4 mal kopiert und auf ein A3- Blatt geklebt und vervielfältigt. Mit Wachsmalkreiden deckend übermalen.)

Alle Kinder bastelten kleine Martin-Luther-Figuren, welche im ganzen Schulhaus aufgehängt wurden. Die Schablonen für die einzelnen Elemente sind unten in der Mitte unter "Material" zu finden. Eine abschließende "Volkszählung" am Projekttag ergab die ansehnliche Zahl von 117 kleinen Luthers vom Erdgeschoß bis hinauf in den 2. Stock.

Eine beinahe lebensgroße Luther-Figur begrüßte die Kinder eine Woche vor dem Projekttag beim Eingang und war dann am Projekttag selbst ein beliebtes Foto-Motiv.

Stationen

1. Musik aus dem Mittelalter, mittelalterliche Tänze

 

2. Mittelalterliche Schreibstube:

Initialen mit Gänsefeder und Tusche in Zierschrift auf Pergamentpapier schreiben

Namen in griechischen Buchstaben schreiben.

Bibelverse in schöner Schrift abschreiben.

 

3. Speisen einst und jetzt: Kinder geben Lebensmittel, die es schon in der Zeit Luthers gegeben hat, in einen Korb: Getreide, Linsen, Bohnen, Haferflocken, Äpfel, Brot, Nüsse, Honig.

Orangen, Kiwi, Kaffee, Bananen, Erdäpfel, Paradeiser, Nudeln – gab es noch nicht.

Kostprobe: Haferkekse.

 

4. Mönchszelle: karge Zelle (Besenkammerl): Tisch, Kreuz, LED-Kerze, Bibel, Gebete, Sanduhr – Kinder halten Stille, bis 3 Minuten vergangen sind, sie beten still (Gebetskärtchen liegen auf) oder denken einfach nach. Leise CD-Musik (Gregorianische Choräle)

 

5. Interview mit Luther: Kinder dürfen Martin Luther Fragen stellen (L ist als Martin Luther verkleidet), Fragen können aus einem Körberl gezogen werden. Oder Zuordnungsspiel: Streiferl mit Frage und Antwort sind auf gleichfärbiges Papier kopiert.

 

6. Wartburg basteln (Bastelbogen Aue Verlag Mockmühl)

 

7. Lutherrose: Lesezeichen basteln (Kirche mit Kindern)

 

8. Verkleidungs/Foto-Station: Talar; Kostüme aus dem Mittelalter (Kostümverleih). Alle Kinder werden fotografiert und bekommen später ihr Bild als Erinnerung!

 

9. Thesenanschlag an eine Tür: Kinder schreiben oder zeichnen auf, wogegen sie heute protestieren würden und nageln das Blatt an eine alte Tür. (Im Sammelzentrum oder am Bauhof nach einer alten Tür fragen!)

 

10. Bibel-Bibliothek: Lesestation

 

11. Rätsel

 

12. Spiele: Vier gewinnt mit Luther-Rose und Luther-Porträt. Spiele aus alten Regenbogen-Heften.

 

Mehr Infos zu den Stationen: siehe mittlere Spalte!

Material

Mit dieser Schablone konnten sehr liebe Dekorationen für das ganze Schulhaus und auch ein tolles Plakat zur Biographie Luthers hergestellt werden.

 

Download
Schablone kleine Figur Luther
Auf Karton kopieren, als Schablone ausschneiden.
Talar und Kappe aus schwarzem Tonpapier ausschneiden, Kreis (Durchmesser 85 mm) aus hautfarbenem Tonpapier, 2 kleine Hände aus hautfarbenen Resten ausschneiden.
Für den Mönch Luther die Kutte aus braunem Papier ausschneiden.
Für die weiteren Figuren aus den Lebensstationen Martin Luthers (Plakat) bitte die Fantasie frei laufen lassen! Viel Vergnügen!
Schablone_Luther.pdf
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Interview mit Luther
Fragen und Antworten, auf verschiedenfärbige Blätter kopieren, folieren, zerschneiden. Wenn eine Person Martin Luther spielt, dann nur die Fragen in einen Korb geben. Wenn kein Erwachsener zur Verfügung steht, spielen 2 Kinder (2 Gruppen) das Interview und versuchen zu den Fragen die richtigen Antworten zu finden.
Zieh dir eine Frage an Martin Luther ode
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Überlegungen zur Vorbereitung der 12 Stationen
Alle 12 Stationen mit detaillierten Angaben zum Material und zum Raumbedarf.
Materialliste Projekt Reformation.pdf
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Fotos


Die Projekttage

Eine aufgeregte, intensive, neugierige und immens positive Atmosphäre herrschte im Schulhaus an den Projekttagen. Immer wieder hörte man laute Hammerschläge und auch begeistertes Lachen, vor allem war aber eine ganz starke Bereitschaft zu spüren, in eine andere Zeit, in andere Bereiche des Lebens einzutauchen, sich ernsthaft mit dem wirklich nicht einfachen Thema der Reformation zu beschäftigen und mit allen Sinnen zu lernen.

Die Kinder der christlichen Konfessionen wurden zu Beginn der Stunde persönlich von "Martin Luther" abgeholt und kamen schulstufenweise zusammen in die Räume mit den Stationen. Es waren vorher schon fixe 4er- oder 5-er-Gruppen eingeteilt worden. Insgesamt waren immer ca. 25 bis 35 Kinder in 6 bis 8 Gruppen am Werk, das heißt: Die Auswahl an den Stationen war also immer weit größer als die Zahl der Gruppen und es kam nie zu langweiligen Wartezeiten.

Nach 50 Minuten war die Zeitreise leider auch schon wieder vorbei. Die Kinder bekamen noch eine Urkunde mit dem Bild und dem Dank von Martin Luther, dass sie beim Projekttag so fleißig mitgemacht hatten.

Die Fotos, die bei der Verkleidungsstation gemacht wurden, wurden später ausgedruckt und den Schülerinnen und Schülern noch als Erinnerung gegeben.

 

Bei der Evaluation des Reformations-Projekts gaben die Kinder an, welche Stationen ihnen am besten gefallen hatte:

Eindeutige Lieblingsstation der Kinder zwischen 6 und 10 war das Schreiben mit Feder und Tintenfass. Wunderschöne Buchstaben entstanden dabei - und auch sehr viele schwarze Finger! :-)

Ebenfalls Hits beim Projekttag waren das Verkleiden, die Station "mit den Keksen" und das Anschlagen der Protest-Zettel an die Tür. Eine große Überraschung für das Vorbereitungsteam war, dass vielen Kindern aber auch die "Auszeit" in der Mönchszelle so gut gefallen hat. Die Kinder nahmen das Angebot wirklich ernst und genossen die Stille und die Zeit zum Nachdenken, lasen in der Bibel und beteten still.